Atemnot (Souffle court)
Editions Héros-Limite
Collection Feuilles d’herbe
Erscheinungsdatum : März 2023
64 Seiten 115 × 180 mm
ISBN 978-2-88955-083-8
Pressestimmen
»Es ist dieser Lufthunger, dieser Hunger nach mehr Luft, der alle Gedichte von Marina Skalova grundiert. Es sind radikal verknappte, dem vollständigen Verstummen abgerungene, eindringliche Verse. Immer wieder kreisen die drei bis siebenzeiligen Gedichte um die Vergänglichkeit der Kindheit und der mit ihr eingehende Verlust der Geborgenheit, um die Bewusstwerdung der Verletzlichkeit des eigenen, uns selber immer wieder abhandenkommenden, enteigneten Körper, um ein existenzielles Ausgesetztsein in einer uns entfremdeten Welt.
Und dennoch, was uns vielleicht doch so etwas wie Hoffnung gibt, was uns Atem schöpfen lässt, in dieser atemlosen, heillosen Welt, ist das poetische Sprechen, wie es Marina Skalova praktiziert. Mit zwei Lungenflügeln. In einem Flügel zirkuliert „Luft“, im anderen „air“.Und dort, wo diese beiden Luftsprachen aufeinandertreffen, sich mischen, sich gegenseitig anreichern und hinaufsteigen, die Luftröhre hoch, hinauf bis dort, wo sie das Zungenbein anstossen und den Mundraum zum Sprechen, zum Singen bringen, erlauschen wir den Eigensinn und somit die Lebendigkeit der jeweiligen Sprache umso intensiver. Und diese Lebendigkeit reanimiert auch uns, kann auch für uns zu einer Art Rettung werden, einer Rettung die sich immer aus dem l’entre-deux, dem Dazwischen der Sprachen und aus dem Dazwischen der Poesie, der Poesien nährt.«
Rolf Hermann – Laudatio, vorgelesen beim LeseLenz Festival
»In 3-7-zeiligen Gedichten setzt Marina Skalova kurze Blitzlichter, die eine Beobachtung festhalten, einen Vergleich stimulieren, einen Prozess verdichten. Sprache, Körper, Beziehungen sind ihre Themen. Sie verlässt sich dabei ganz auf äusserste Kürze und poetische Prägnanz, damit die Spannung sich im Zwischenraum der beiden Varianten entfaltet. Die Sprache erweist sich dabei als ebenso biegsam wie unzuverlässig. Doch mehr noch: Die Autorin treibt damit ihre absichtlichen Spiele. Zugleich befreit der poetische Eigensinn die Sprache aus dem Korsett der Übersetzung. Wortbedeutung und Versrhythmus geraten aneinander, Bilder wehren sich gegen eine Übertragung. So entstehen minimale Abweichungen, in denen die unterschiedlichen Sprachen Anspruch auf Eigenleben erheben: rhythmisch, begrifflich, metaphorisch.«
Viceversa Literatur, Beat Mazenauer
» worte kaschieren das übel
unter ihrem silbenteppich
der staub unterm bett
macht die wurzeln fusselig
abwesenheit ist nichts
als graues geknäuel «
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« les mots cachent la misère
sous leur tapis de syllabes
la poussière sous le lit
fait pelucher l'abcès
l'absence n'est que pelotes grises »
Atemnot (Souffle court) ist ursprünglich 2016 beim Verlag Cheyne erschienen, im Rahmen des Prix de la Vocation.
Erste Auflage vergriffen.